Business as unusual – auf dem Weg in die Impact Ökonomie

Unternehmerische Entscheidungen werden zunehmend um die Zielgrößen »Planet« und »People« erweitert, das zeigen viele der neuen Regularien zu Nachhaltigkeit, wie der Green Deal, die CSRD oder das Lieferkettengesetz. Von der Bottom Line des Profits mit den Größen Rendite und Risiko zur mehrdimensionalen Bottom Line von People, Planet, Profit, Prosperity, Peace, Partnership. Der Impact wird auch in der Wirtschaft immer wichtiger. Aber nur mit radikal anderen Geschäftsmodellen.

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It’s all about Impact

In unserem letzten Blog haben wir die Wirkung unserer Geldentschei-dungen beleuchtet: den Impact. Jeder Euro, den wir ausgeben, erzeugt einen ganz unmittelbaren Output (z.B. eine Tankfüllung), hat aber weit darüber hinaus sehr mittel- und spürbare Ergebnisse (C02) und Wirkungen (Klima). Finden wir auch in der Wirtschaft, in Unternehmen bereits solche Ansätze?

Es ist ausgerechnet ein recht sperriger und technischer Begriff, der den Beginn des Weges in die Impact-Ökonomie markiert. „Doppelte Materialität“. Von vielen ob des Aufwands gefürchtet, von ebenso vielen glatt unterschätzt. Denn was heute oft als lästige Regel für die Berichterstattung betrachtet wird, hat das Zeug, die Wirtschaft zu verändern. Wenn …, ja davon sprechen wir nun.

CSRD – Mehr als nur eine weitere Buchstaben-Suppe

Die EU hat sich gedacht: „Was wäre, wenn wir Unternehmen tatsächlich für ihr Handeln verantwortlich machen?“ Heraus kam die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).  Sie fordert Unternehmen auf, endlich mal über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen und mehr als nur die eigenen Bilanzen zu betrachten. Und hier kommt das Stichwort der doppelten Materialität ins Spiel.

Das bedeutet, dass für die Berichterstattung künftig zwei Blickrichtungen eingenommen werden müssen:

  • Outside-in: Was draußen in der Welt passiert (z.B. Klimawandel, Verbraucherstimmung, neue Gesetze) könnte Einfluss auf Risiko und die Finanzkennzahlen haben und soll von nun an bewertet und berücksichtigt werden. Überraschung! Sollte das eigentlich nicht selbstverständlich sein?
  • Inside-out: Die Wirkung des unternehmerischen Handelns auf Mensch und Planeten. Die neue Plastikverpackung mag ja günstig sein, aber wenn sie im Magen eines Wals endet oder als Mikroplastik im menschlichen Gehirn, dann sollte der Verursacher zumindest klar benannt sein. Sollte eigentlich auch selbstverständlich sein, oder? War es leider nie.

Kurz: Es reicht zukünftig als nicht mehr aus, so zu tun, als wäre die Umwelt nur eine Fußnote am Jahresbericht.

Ohne Wirkung geht nix mehr

Unternehmen sollen also alles durch die doppelte Lupe betrachten: Wie wirkt sich mein ambitionierter Businessplan auf die Umwelt aus? Und wie wirkt die Umwelt auf mein Business zurück? Dabei reicht kein nettes „Wir pflanzen Bäume“-Projekt auf der Webseite – es geht ans Eingemachte: Lieferketten, Produktionsprozesse, Marketingstrategien. Alles muss auf Wirkung abgeklopft werden. Und ja, das wird wehtun. Das erklärt auch den erbitterten Widerstand aus einigen Unternehmerkreisen. Der die erforderliche Transformation (noch) behindert.

Aber der Weg ist eingeschlagen. Und der wird früher oder später in einer Impact Ökonomie enden. In der jede unternehmerische Entscheidung von der Wirkung her, d.h. von hinten bzw. von der Zukunft her getroffen wird. Welche Wirkung auf die Gesellschaft wollen wir erzielen, welches Ergebnis hilft uns dabei und welcher Output unterstützt dieses Ergebnis. Und das ist letztlich richtig radikal: Unternehmen werden sich von ihrer beabsichtigten Wirkung her neu definieren. Nicht: „Wie verdiene ich am meisten Geld?“ sondern: „Wie helfe ich gleichzeitig Gesellschaft und Planet und verdiene noch dabei?“

Diese Herangehensweise nennt sich Impact Business Design (Stefan Grabmeier). Also keine Nachhaltigkeits-Kosmetik mehr, sondern ein echter Umbau der Geschäftsidee – von innen heraus. Und ja, das erfordert echte Veränderung. Ein bisschen Recyclingpapier im Büro reicht halt nicht mehr.

Impact first

Zusammengefasst: Unternehmen müssen in Zukunft nicht nur Risiken managen, sondern auch ihre Wirkung auf die Welt – und zwar verbindlich, nicht auf freiwilliger Basis à la „Wir tun mal so als ob“. Impact wird von einer Nebenbedingung im wirtschaftlichen Kalkül zu der Kernzielgröße. Wie Johannes Ortner (ALIA  AG) mit Bezug auf einen wunderbaren FAZ-Artikel von Philipp Krohn ausführt: „Immer mehr Entscheider erkennen die ökonomischen Risiken eines unterlassenen Wandels. … Auch wir bei ALIA AG sind überzeugt, dass Finanzinstitutionen einen enormen Hebel besitzen, um die soziale und ökologische Transformation voranzutreiben. GELD UND WIRKUNG MÜSSEN ZWILLINGE WERDEN.“ Wird dieses Postulat zum Mainstream, dann wird Impact die neue Währung des Erfolgs sein.

Noch mehr Gedanken zu Impact, Geld und Wirtschaft findest Du in unserem neuen Buch „POSITIVES GELD für eine regenerative Welt“.